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Mit dem Vorsitzenden der 1989 gegründeten Organisation der Polnischen Monarchisten, Adrian Nikiel, sprach Magdalena Ilgmann über die Rolle der Wettiner im polnischen Bewusstsein
Welchen Stellenwert hat das Haus Wettin heute im Bewusstsein und im historischen Gedächtnis der Polen?
In den letzten Jahren haben wir eine Renaissance des Interesses am Sächsischen Haus in Polen erlebt. Es gibt die Polnisch-Sächsische Freundschaftsgesellschaft in Breslau, in der vor allem Vertreter des Adels zusammenkommen, in der aber jeder mitarbeiten kann, der sich für das Thema interessiert. Sie wird von Adam Biliński geleitet, einem angesehenen Autor von Artikeln und Vorträgen über die wettinische Genealogie, das dynastische Recht und die Frage der Thronfolge in Dresden. Adam Biliński ist auch der Organisator von Reisen zu den Orten, die mit dem Haus Sachsen verbunden sind.
Die Organisation der Polnischen Monarchisten, die ich vertrete, hat ihren Sitz in Breslau, und so besuchen die dortigen Royalisten und unsere Gäste unter anderem Sibyllenort/Szczodre, ein Dorf, das eine Zeit lang die sächsische Hauptstadt im Exil war, als die Wettiner nach der Revolution im dortigen Schloss leben mussten. Heute ist davon, wie wir wissen, nur noch ein winziger Teil eines Flügels übrig. Dafür wurden in den letzten Jahren andere Denkmäler – das König Albert-Kreuz und die Kapelle auf dem örtlichen Friedhof – restauriert. Das Gelände wird besser gestaltet, es gibt Informationstafeln, und obwohl das Schloss nur noch eine Erinnerung und eine Legende ist, hoffe ich, dass der heutige Chef des Hauses Wettin, Prinz Alexander von Sachsen, diesen Ort eines Tages besuchen wird.
Weitere Gedenkstätten sind z. B. das Wettiner Kabinett und das neue Porzellankabinett im Königsschloss in Warschau, das Porzellankabinett im Krakauer Wawel-Schloss – außerdem ist für 2024 eine große monografische Ausstellung über das Sächsische Haus im Wawel-Schloss geplant, und in den Krakauer Museen finden regelmäßig Sonderausstellungen zu verschiedenen Aspekten der Wettinerzeit in der Ersten Polnischen Republik statt. Spuren unserer Könige befinden sich in der Schatzkammer des Wawel. Auch die wunderbare temporäre Ausstellung „Glanz der Macht. Die Wettiner auf dem Thron der Polnischen Republik” (November 2021 bis Februar 2022) im Königlichen Łazienki-Park in Warschau sollte nicht stillschweigend übergangen werden. Ich vermute, dass sich viele Monarchisten ebenfalls an die berühmte Schau von 1997 „Unter einer Krone” in der polnischen Hauptstadt erinnern werden.
Werden die Denkmäler der Wettiner in Polen und Sachsen besonders gepflegt?
Darauf kann ich keine eindeutige Antwort geben, da es schwierig ist, einen glaubhaften Vergleich anzustellen. In Polen umfasst die sächsische Epoche mehr als sechs Jahrzehnte der Herrschaft von beiden Königen: August dem Starken und August III., sowie einige Jahre des Herzogtums Warschau (1807–1815), während in Sachsen die gesamte nationale Identität des Landes durch viele Generationen des Hauses Sachsen geprägt wurde. Sicherlich erinnern in Polen immer mehr restaurierte Denkmäler an die Errungenschaften unserer gemeinsamen Herrscher. Ich denke, dass das renovierte Schloss in Kutno, eine der Residenzen, in denen der König auf seiner Reise zwischen Dresden und Warschau übernachtete, noch darauf wartet, von der breiten Öffentlichkeit entdeckt zu werden.
Zweifelsohne sind seit 1989 einige weiße Flecken erforscht worden. In der Zeit des Eisernen Vorhangs erzählten die kommunistischen Propagandisten den Polen, dass die sächsische Zeit eine Ära der Finsternis war, aus welcher das Land nach dem Tod von Augustus III. plötzlich in die europäische Aufklärung eintrat. Heute wird diese Zeit den Polen in der wissenschaftlichen Literatur, auf historischen Mauern und in Form von Ausstellungen als ein wichtiger Teil unserer Geschichte präsentiert, ohne besondere Wertung. Die Nähe zu Dresden, der polnischsten aller deutschen Städte, seine großartige Kultur, die Pracht des Ortes, haben wohl zu einer Wertschätzung und Achtung des sächsischen Erbes beigetragen.
Wie also wird August II. der Starke in Polen wahrgenommen?
Unter den Menschen, die die katholische Tradition ernst nehmen, wird er zweifellos für die Rückkehr der Dynastie in den Schoß der Kirche und für sein Engagement bei der Einführung des Herz-Jesu-Kults in der Polnischen Republik geschätzt. Unser Heimatland war das erste Land, in dem dieser Kult vom Papst erlaubt wurde. Auf der Ebene der gesamten Heiligen Kirche geschah dies erst im 19. Jahrhundert.
Wie ist die Beziehung zwischen der Organisation der Polnischen Monarchistischen und der Dynastie der Wettiner?
Ich hatte das Vergnügen, den Bruder vom ehemaligen Chef des Hauses Wettin, Maria Emanuel, Prinz von Sachsen Herzog zu Sachsen, Margraf von Meißen (1926–2012): Prinz Albert, dreimal zu treffen – einmal in Warschau und dann zweimal in Breslau: an der Breslauer Universität und im Ossolineum. Ich muss zugeben, dass wir keine besonderen Beziehungen unterhalten und uns darauf beschränken, aktuelle Informationen über die Wettiner auf unserer Internetseite zu veröffentlichen, wie wir es auch für andere regierende und in den Medien präsente Adelsfamilien tun.
Jedes Jahr im Mai erinnern uns die polnischen Medien daran, dass die Verfassung vom 3. Mai 1791 den erblichen Status des polnischen Throns wiederhergestellt hat, aber unsere letzte „Infantin”, Prinzessin Maria Augusta, starb schließlich 1863, so dass dieses grundlegende Gesetz heute von rein historischer Bedeutung ist.
Pierwodruk: „Schlesien heute” nr 311 (9/2024), str. 36–37.